Eine aktuelle Studie zeigt: Kleine und mittlere Metallhandwerksbetriebe stemmen jedes Jahr Hunderte Stunden Bürokratiearbeit – auf Kosten von Wertschöpfung, Fachkräftenachwuchs und Wettbewerbsfähigkeit.
Der metallhandwerkliche Alltag besteht längst nicht mehr nur aus Werkstücken, Aufträgen und Kundenkontakten – sondern aus Formularen, Nachweisen, Fristen und Vorgaben. Die Bürokratie hat sich zu einem gewichtigen Kostenfaktor entwickelt – und zu einem zentralen Problem für die Zukunftsfähigkeit vieler Betriebe. Die von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Kooperation mit der Handwerkskammer Dresden erstellte Studie bringt dies nun eindrucksvoll auf den Punkt: 596 Stunden pro Jahr wendet ein typischer Betrieb mit 5 bis 15 Beschäftigten allein auf, um seine 102 bürokratischen Pflichten zu erfüllen. Das entspricht 75 Arbeitstagen – einem Drittel eines Arbeitsjahres!
Rund 80 Prozent dieser Pflichten betreffen die Arbeitgeberrolle – vom Arbeits- und Sozialversicherungsrecht über Arbeitsschutz bis hin zu Dokumentations-, Aufbewahrungs- und Aushangpflichten. Hinzu kommen jährliche Zusatzkosten von durchschnittlich über 22.000 Euro für externe Unterstützung, Software oder Berater.
Die Folgen sind gravierend:
- Weniger Zeit für Aufträge, was zu längeren Wartezeiten und geringerer Kundenbindung führt.
- Steigende Preise, weil bürokratischer Aufwand einkalkuliert werden muss.
- Sinkende Attraktivität der Selbstständigkeit – laut Studie empfinden 58 % der Befragten die Bürokratie als ernsthafte Belastung ihres Unternehmertums.
Ein Weckruf für Politik und Verwaltung
Dabei ist der politische Wille zur Entlastung vorhanden: Das neue Bürokratieentlastungsgesetz IV (BEG IV) ist Anfang 2025 in Kraft getreten. Es bringt u. a. verkürzte Aufbewahrungsfristen und digitalisierte Aushangpflichten – ein Schritt in die richtige Richtung. Auch in Bund und Ländern wächst das Bewusstsein, dass gerade kleine Betriebe in ihrer Existenz gefährdet werden, wenn Bürokratie aus dem Ruder läuft. Der aktuelle Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht eine Reduktion der Bürokratiekosten um 25 Prozent vor.
Doch diese Reduktionsziele müssen sich an der betrieblichen Realität messen lassen. Deshalb hat die Studie nicht nur die Belastung systematisch erfasst, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen aus der Praxis entwickelt . Im Rahmen von Unternehmerworkshops wurden besonders belastende Pflichten in sinnvolle Maßnahmen wie Vereinfachung, Digitalisierung oder Abschaffung überführt werden.
Bürokratieabbau ist kein Luxus, sondern notwendig
Bürokratieabbau ist nicht nur ein Wunschthema der Wirtschaft – er ist zur Überlebensfrage für das Handwerk geworden. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten muss gelten: Jede Stunde, die nicht ins Formularwesen fließt, kann in Ausbildung, Innovation und Auftragsbearbeitung investiert werden.
Als Branche müssen wir unsere Stimme hörbar machen: für einen echten Mentalitätswandel in der Regulierung – hin zu Vertrauen, Effizienz und Augenmaß.
Link zur Studie: Mehr Zeit fürs Handwerk, weniger Papier