Nach Überarbeitung der DIN EN ISO 1461 „Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge (Stückverzinken) – Anforderungen und Prüfung“ gibt es in der neuen Fassung von Dezember 2022 einige Änderungen gegenüber der bisher gültigen Version von 2009. Abgesehen davon, dass an mehreren Stellen redaktionell überarbeitet und angepasst wurde – teils zur Anpassung an normungsseitige Vorgaben, teils zur Schärfung bzw. Glättung von Formulierungen – erläutert Volker Hastler, Leiter der ZINQ Manufaktur welche relevanten Änderungen sich mit der neuen Version für das Metallhandwerk ergeben.
Herr Hastler, die DIN EN ISO 1461 gilt seit jeher als Basisnorm für das Stückverzinken, warum?
Wir haben hier eine europaweit geltende Norm vorliegen, die auch von weltweiter Bedeutung ist. Letztlich legt die DIN EN ISO 1461 sämtliche Anforderungen und Prüfungen an Zinküberzüge fest, die im diskontinuierlichen Stückverzinkungsverfahren auf gefertigte Einzelteile aus Eisen und Stahl aufgebracht werden. Soll heißen: Hier werden sowohl die Anforderungen hinsichtlich des Aussehens und der Mindestzinkschichtdicke festgelegt als auch Regelungen getroffen zur Prüfung des Zinküberzugs, zulässiger Abweichungen oder bezüglich einer fachgerechten Ausbesserung von Fehlstellen. Ich empfehle allen Metallbauern in ihrem Angebot an den Endkunden darauf hinzuweisen, dass die Feuerverzinkung gemäß der DIN EN ISO 1461 erfolgt. Dieses kann im Streitfall sehr nützlich sein.
Die überarbeitete DIN EN ISO 1461 wurde im Dezember 2022 veröffentlicht. Welche Änderungen zur Vorgängerversion von 2009 gibt es?
Es gab tatsächlich einiges an Änderungen. Diese sind zwar nicht von grundlegender Natur, haben aber trotzdem Relevanz in der praktischen Umsetzung. So wurden die Begriffe „Feuerverzinkerei“, „Nachbehandlung“, „zusätzliche Beschichtung“, „Weißrost“ und „Duplex-System“ noch einmal näher erläutert.
Darüber hinaus wurde im Abschnitt „Aussehen“ die Unzulässigkeit von Flussmittel- und Zinkascherückständen dahingehend eingeschränkt, dass dies nicht für unzugängliche Bereiche, wie beispielsweise das Innere von Hohlprofilen gilt.
Von Relevanz ist, dass durch einen neuen Passus Referenzflächen, die übrigens jetzt auch konkret auf mindestens 10 cm² definiert werden und von der Feuerverzinkerei vorzugeben sind, jetzt nicht mehr an untergeordneten Elementen wie beispielsweise kleinen Anschlussblechen, ausgewählt werden dürfen. Hintergrund ist die teils sehr geringe Reaktivität derartiger Bleche, die zu Unterschichtdicken führen können. Ebenfalls neu und von Relevanz ist die Anmerkung, dass an Schnittkanten ebenfalls Unterschichtdicken und/oder Haftungsprobleme auftreten können sowie die Anforderung, dass diese Bereiche vor Lieferung an die Verzinkerei bearbeitet werden müssen.
Im Abschnitt „Haftfestigkeit“ wird konkretisiert, dass der übliche Gebrauch, unter dem von einem verzinkten Bauteil eine entsprechende Widerstandsfähigkeit erwartet werden kann, auch von der Art und Dicke des Zinküberzugs abhängig sind. Zudem wird darauf hinge-wiesen, dass bei Stählen mit geringer Reaktivität eine Beeinträchtigung der Haftfestigkeit auftreten kann.
Im normativen Anhang A wurden in der neuen Fassung der DIN EN ISO 1461 einige wenige Punkte bezüglich der Angaben, die durch den Auftraggeber wie beispielsweise das Metallhandwerk bereitgestellt werden müssen, ergänzt.
Darüber hinaus wurden die normativen Sicherheits- und Verfahrensanforderungen in Anhang B geschärft, insbesondere die Verantwortung des Kunden im Hinblick auf einen sicheren Umgang mit dem Bauteil im Verzinkungsprozess und das beinhaltet auch, dass der Kunde verdeckte Bohrungen dokumentiert und diese der Verzinkerei mitteilt. In dem Abschnitt findet sich auch der klare Hinweis, dass nicht entlüftete, geschlossene Hohlräume nicht verzinkt werden dürfen, da die Gefahr einer Explosion beim Feuerverzinken besteht.
Und das finde ich ebenfalls erwähnenswert: In Anhang E „Korrosionsbeständigkeit von Zinküberzügen“ wird, ergänzend zu dem bereits in der Vorgängerversion enthaltenen Hinweis auf die konservativen sprich also linear berechneten Lebensdauerwerte von Zinküberzügen in ISO 14713-1, ein Verweis auf die ISO 9224 gegeben, in der Berechnungsansätze zur realistischeren Abschätzung des Langzeitverhalten gegeben werden. Zudem wird als erreichbarer Zeithorizont eine Lebensdauer von über 100 Jahren für Zinküberzüge eingefügt, um dem Anwender einen Anhaltswert zur Leistungsfähigkeit zu geben.
Die Norm wurde überarbeitet – doch wie kommt der Metallbauer an detailliertere Informationen?
Eine Möglichkeit ist natürlich, sich die Norm zu bestellen. Wer noch etwas warten kann, dem sei unser ZINQ Planer 2024 ans Herz gelegt. Hier werden wir auch die überarbeitete Version abdrucken, so dass unsere Kunden im vierten Quartal 2023 an jedem ZINQ Standort danach fragen können.
Herr Hastler, vielen Dank für dieses Gespräch.
Zur Person:
Volker Hastler, Leiter der ZINQ Manufaktur
Volker Hastler ist seit nunmehr 30 Jahren für ZINQ tätig. Im Mai 2013 wurde er zum Leiter der ZINQ Manufaktur berufen und kümmert sich damit speziell um das metallverarbeitende Handwerk. Er ist Jurymitglied beim Deutschen Metallbaupreis und seit Anfang 2019 ist Volker Hastler DIN-geprüfter Beschichtungsinspektor der höchsten Stufe „C“.