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ISO GPS – Wenn Theorie auf Praxis trifft

ISO GPS: Das komplexe Normensystem beschäftigt Konstrukteure, Fertigungsspezialisten und Messtechniker gleichermaßen.

Der Kongress im Überblick

Auf dem ISO GPS News-Meeting, Europas größtem Kongress zur Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation, wurde auch 2022 wieder der aktuelle Stand der GPS-Normung präsentiert sowie der Austausch mit Anwendern aus den Bereichen Konstruktion und Messtechnik gesucht und gefunden. Die Veranstalter aus dem deutschen Normenausschuss (NA 152-03-02 AA) empfingen an den drei Kongresstagen (22. bis 24. November) mehr als 250 Teilnehmer aus der Industrie und diversen Hochschulen. Nach eigenen Angaben ordneten sich die Gäste zu 44% der Messtechnik und 56% der Entwicklung bzw. Konstruktion zu.

Der erste Tag begann mit Vorträgen zu Bezügen und Bezugssystemen (ISO 5459) sowie den Allgemeintoleranzen nach DIN EN ISO 22081 und ISO 2768-1. Neben dem Erfahrungsaustausch der Kongressteilnehmer standen am Mittag die Aussteller im Fokus. Dazu zählten vor allem Institute, Lehrbuchverlage und führende Messtechnik- und Softwarekonzerne. Im anschließenden Themenblock „Normungsarbeit“ erhielt das Metallhandwerk eine Stimme. Im Gemeinschaftsvortrag „ISO GPS-ABC, Grundlagen für Industrie, Ausbildung und das Handwerk“ mit der TU Chemnitz zeigte der Bundesverband Metall Präsenz. Die Präsentation beinhaltete unter anderem Anforderungen an die betriebliche Einführung von ISO GPS im Metallhandwerk. Diese wurden zuvor in einem Workshop im Juli 2022 mit Unternehmern und Fachkräften aus dem Metallhandwerk erarbeitet. Eine Podiumsdiskussion zur Definition und Spezifikation von Bauteilfunktionen komplettierte den fachlichen Teil des ersten Kongresstages.

Der Morgen des zweiten Tages stand im Zeichen der PMI (Product Manufacturing Information). Diese Produkt- und Fertigungsinformationen ermöglichen den Transfer von 3D-Informationen an die Fertigung. Neben den reinen Geometriedaten enthalten PMI beispielsweise Fertigungsinformationen und Materialspezifikationen. Am Nachmittag wurde die Geometrische Produktspezifikation mit der Praxis konfrontiert. Neben anderen Themen wurde die anwendungsnahe Spezifikation von Kantenübergängen nach DIN ISO 21204:2020-09 sowie der Umgang mit der Vielzahl an Modifikatoren und Symbolen in der Welt von ISO GPS beleuchtet. Hilfestellungen und Erfahrungsberichte zur betrieblichen Einführung von ISO GPS rundeten den Praxisblock für diesen Tag ab. Das Abendprogramm des zweiten Kongresstages beinhaltete den Besuch der Messeausstellung, weiteren Erfahrungsaustausch, ein kulinarisches Buffet und Live-Musik.

Am dritten Tag dominierte das Thema Verifikation das Kongressprogramm. Präsentiert und diskutiert wurden Messstrategien, die Verwendung von Handmessmitteln und optischen Messgeräten sowie die Rückführbarkeit von Messergebnissen zur Fertigungsmaschinensteuerung. Verabschiedet wurden die Kongressteilnehmer mit dem Sonderthema Verzahnung und dem Fokus auf deren Messbarkeit.

Das Stimmungsbild der Industrie

Über ein Umfrage-Tool, das immer wieder während und nach den Präsentationen verwendet wurde, konnte ein Stimmungsbild zur Implementierung von ISO GPS und den neuen Allgemeintoleranzen in der Industrie eingefangen werden.

Als größtes Hindernis bei der Einführung von ISO GPS gaben die Industrievertreter die Komplexität der Regeln und Spezifikationsmöglichkeiten an (32%). Danach folgte eine fehlende Vorgehensweise zur Anwendung der normativen Inhalte (27%), die begrenzte Anwendbarkeit von konventioneller Messtechnik zur fertigungsbegleitenden Prüfung (21%) und fehlende Strategien zum messtechnischen Nachweis (14%). Die übrigen 6% gaben an, keine Hindernisse zu sehen.

Über 60% der Umfrageteilnehmer verwendeten weder die neuen Allgemeintoleranzen nach DIN EN ISO 22081 noch die ergänzende Norm DIN 2769.

Die vier größten Herausforderungen bei der Einführung der neuen Allgemeintoleranzen wurden wie folgt gewichtet. Die Überzeugung der Kollegen und Mitarbeiter erhielt ein Drittel der Stimmen. Ein Viertel fiel auf die Unterscheidung der Längenmaße in Größenmaße und Abstände. 22% entschieden sich für die Definition eines vollständigen Bauteil-Bezugssystems. Das übrige Fünftel stimmte für die Festlegung von Zahlenwerten für die Allgemeintoleranzen.

Trotz der genannten Hindernisse werden 28% der Umfrageteilnehmer ihre Allgemeintolerierung radikal auf die neue DIN EN ISO 22081:2022-10 umstellen. Weitere 43% planen die Umstellung in den nächsten zwei Jahren. Die übrigen 29% möchten weiter die historische Norm DIN ISO 2768-2 verwenden, diese mit dem Ausgabedatum 1991-04 versehen und vorerst abwarten.

Um die interne Kommunikation zwischen Konstruktion, Produktion und Qualitätssicherung zu optimieren, verwendet annähernd jedes vierte Unternehmen (23%) zusätzlich zur Funktionszeichnung eine Fertigungszeichnung.

Ergebnisse einer Teilnehmerumfrage auf dem ISO GPS News-Meeting am 22.-24.11.2022. Foto: Röper

Kostenfreier Online-Live-Workshop am 26.04.2023

 

Am 26.04.2023 von 13:00 Uhr bis 16:30 Uhr bekommen Sie im Online-Workshop „ISO-GPS-System: Grundlagen der Geometrischen Produktspezifikation“ die Möglichkeit sich ein Basiswissen zum GPS-System anzueignen und gleichzeitig Ihre Unterstützungsbedarfe an den Bundesverband Metall heranzutragen.

 

In der ersten Hälfte erhalten Sie eine Einführung in das GPS-System:

Definition: 

  • Was ist das GPS-System?
  • Motivation: Was ist das Ziel von ISO GPS?
  • Grundlagen: Eine Auswahl an GPS-Inhalten

Die zweite Hälfte wird mit einem Überblick über den Status des GPS-Systems eingeleitet und durch eine Diskussionsrunde komplettiert:

  • Stand der Normung: Welche Normen umfasst ISO GPS?
  • Fazit: Chancen und Kritik

Die kostenfreie Anmeldung für den Online-Live-Workshop „ISO-GPS-System: Grundlagen der Geometrischen Produktspezifikation“ erfolgt über das Metallportal:
(www.metallportal.de/seminare-kongresse/iso-gps-system-26-04-23/).

 

Fazit: Informationsbrei mundgerecht verarbeitet

 

Die Komplexität von ISO GPS erstreckt sich über den gesamten Produktentstehungsprozess. Spätestens beim Blick auf das Programm des ISO GPS News-Meetings wird das ersichtlich. Drei Kongresstage, die von morgens bis abends mit Fachinformationen über Produktentwicklung, Fertigung und Messtechnik gespickt sind, sprechen für sich. Dass auch die (Groß-)Industrie sich hier noch vor viele Herausforderungen gestellt sieht, zeigt einerseits die Notwendigkeit des Austauschs auf dem jährlichen Kongress. Andererseits darf sich das Metallhandwerk durch dieses Stimmungsbild ermutigt fühlen, denn die industriellen Marktbegleiter kochen offensichtlich ebenfalls nur mit Wasser. Aber sie kochen!

 

Ein grundlegender „Kochkurs“ wird Ihnen kostenfrei im Seminarprogramm des Metallportals angeboten. Der Workshop richtet sich an alle, die nicht von Aufträgen mit GPS-konformen Zeichnungen überrascht werden wollen und an diejenigen, die bereits erste Berührungspunkte mit dem GPS-System hatten. Aber auch alle anderen Interessierten, die einen Einblick in die Thematik erhalten wollen, sollten sich die Chance nicht entgehen lassen, kostenfrei an erste Informationen zu gelangen.

Autor: Thomas Röper (B.Eng.) ist Technischer Berater in der gewerbespezifischen Informationstransferstelle beim Bundesverband Metall in Essen

 

 

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